„Money. Upgraded.“

Geld macht Wert, nicht umgekehrt

Eske Bockelmann

Eine faszinierende Entdeckung liegt vor uns: Der Begriff des Wertes, den wir als selbstverständlich betrachten, ist eine historisch junge Erscheinung. Unsere Reise beginnt mit dem Denar, einer Münze, die über Jahrhunderte im mittelalterlichen Europa zirkulierte, doch in deren Kontext etwas Bemerkenswertes fehlt – der Wertbegriff selbst.

Der Mediävist Ludolf Kuchenbuch stellte fest, dass in mittelalterlichen Quellen der Begriff "Wert" im modernen Sinne schlicht nicht existierte. Obwohl Menschen Waren gegen Waren oder Münzen tauschten, taten sie dies ohne eine explizite Vorstellung von quantifizierbarem Wert. Das lateinische "valere" bezog sich auf Gültigkeit und Stärke, nicht auf einen Marktwert. Diese Erkenntnis erschüttert fundamentale Annahmen der Wirtschaftstheorie.

Der moderne Wertbegriff entstand erst gegen Ende des Mittelalters, als Geld zur Lebensnotwendigkeit wurde und Menschen vom Kaufen und Verkaufen abhängig wurden. In diesem historischen Moment transformierte sich Geld in eine abstrakte Zahl, die gegen alles getauscht werden konnte – und diese Zahl wurde zum "Wert". Das Faszinierende: Nicht die Waren haben einen inhärenten Wert, sondern der Wert wird ihnen durch den Kaufakt erst zugewiesen. Diese Perspektive verändert unser Verständnis von Wirtschaft grundlegend und eröffnet neue Wege, die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten unseres ökonomischen Denkens zu hinterfragen. Taucht mit uns ein in diese fesselnde Geschichte und entdeckt, wie Geld unser Denken geprägt hat – und wie wir uns seiner Macht nicht einfach ergeben müssen.

Speaker 1:

Dem Geld auf der Spur. Die Money Profiler Sprecher Daniel Butscher und Eske Bockelmann.

Speaker 2:

Herzlich willkommen bei den Money Profilern. Ich bin Daniel Butscher.

Speaker 1:

Und ich bin Eske Bockelmann. Wir sind dem Geld auf der Spur, weil wir verstehen wollen, was es mit uns macht.

Speaker 2:

Heute Folge 6. Wir starten unsere zweite große Reihe, und die dreht sich um einen Begriff, der in jeder Geldtheorie auftaucht Wert, wert.

Speaker 1:

Das klingt selbstverständlich, aber ist er das wirklich? Gab es Wert? schon immer, viele Theorien sagen ja, wo immer Waren getauscht werden, geht es auch um Wert. Aber stimmt das?

Speaker 2:

Wir gehen dieser Frage historisch auf den Grund, ins Mittelalter, zum Mediewisten Ludolf Kuchenbuch. Er untersuchte den Denar, eine Münze, die über Jahrhunderte im Umlauf war, und er stellte etwas Überraschendes fest.

Speaker 1:

Auffällig ist, dass in den Quellen der Zeit nirgendwo der Begriff Wert auftaucht, nicht einmal das Wort Strich, geschweige denn eine Vorstellung davon.

Speaker 2:

Das heißt, im Mittelalter wurde sehr wohl getauscht, Ware gegen Ware, Ware gegen Münze, aber ohne eine Idee von Wert.

Speaker 1:

Das lateinische valere bedeutete gültig sein, stark sein. nicht etwas ist so und so viel wert. Wenn ich sage, du bist es wert, befördert zu werden, dann heißt das, du bist würdig, nicht du hast einen bestimmten Marktwert.

Speaker 2:

Und genau hier wird's spannend. Der moderne Begriff Wert entsteht Nicht einfach mit dem Tausch, er entsteht erst, als Geld zur allgemeinen Voraussetzung wird, um am Leben teilzunehmen.

Speaker 1:

Wir sprechen vom Ende des Mittelalters. Um bin seysa satt. Menschen müssen vom Kaufen und Verkaufen leben. Geld wird zur Zahl, die gegen alles getauscht werden kann, und diese Zahl ist Wert.

Speaker 2:

Und weil das Geld als Wert auftritt, scheinen auch die Waren plötzlich einen Wert zu haben. aber der steckt nicht in der Ware, Er wird ihr durch den Kauf zugewiesen haben.

Speaker 1:

Aber der steckt nicht in der Ware, er wird ihr durch den Kauf zugewiesen. Wert ist keine Eigenschaft der Ware, wert ist die Summe Geld, die ihr zugeordnet wird.

Speaker 2:

Und das verändert alles In unserer Wirtschaft, in unserem Denken.

Speaker 1:

Wir wissen das widerspricht vielem, was man über Geld und Wert gelernt hat. Aber genau Geld ohne Wert, Komplex, aber möglich. Wir freuen uns drauf.

Speaker 2:

Wir sind dem Geld auf der Spur, weil wir uns seiner Macht nicht einfach ergeben wollen und weil wir uns nicht von ihm dumm machen lassen.

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