„Money. Upgraded.“

Die große Illusion: Wie unser Wirtschaftssystem einen verborgenen Schuldenberg erzeugt

Eske Bockelmann

Wirtschaftlicher Erfolg scheint wie Magie zu funktionieren – Gewinne erscheinen aus dem Nichts, ohne dass etwas verschwindet. Doch hinter diesem verlockenden Trugbild verbirgt sich eine unbequeme Realität: Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert auf einem gigantischen Schuldenberg, der mittlerweile das Dreifache der jährlichen Weltwirtschaftsleistung beträgt.

Der vermeintliche Zauber entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als gefährliche Illusion. Wir haben ein System erschaffen, das einem Pyramidenspiel gleicht – ständig hungrig nach neuen Ressourcen, neuen Märkten und neuen Schuldnern. Die wahren Kosten unseres Wirtschaftens verstecken sich geschickt im Schatten der Gewinne: Das 5-Euro-T-Shirt verursacht soziale und ökologische Schäden im Wert von 30 Euro. Jährlich entstehen Umweltschäden von über 4,3 Billionen Dollar, die in keiner Unternehmensbilanz auftauchen.

Doch es gibt Hoffnung. In der Schweiz zeigt die Gemeinwohlökonomie, dass Erfolg nicht nur in Geld, sondern auch in sozialen und ökologischen Werten gemessen werden kann. Bhutan mit seinem Bruttonationalglück weist uns eine mögliche Richtung. Um die drängendsten Probleme unserer Zeit zu bewältigen, brauchen wir jedoch einen fundamentalen Systemwandel – und das schneller, als uns lieb ist. Der Club of Rome fordert eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs um 90 Prozent bis 2050, während Klimaforscher uns nur noch etwa zehn Jahre geben, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden.

Die Zeit drängt. Wir müssen anfangen, Erfolg neu zu definieren und die Illusion des verlustfreien Gewinns zu durchbrechen. Nur so können wir eine wirklich nachhaltige Wirtschaft aufbauen. Hören Sie jetzt diese Folge und erfahren Sie, wie wir diesen dringend notwendigen Wandel gemeinsam gestalten können.

Speaker 1:

Stellen Sie sich vor, jeder Gewinn in unserer Wirtschaft wäre wie ein magischer Trick Etwas erscheint aus dem Nichts, ohne dass etwas verschwindet. Heute zeigen wir, warum dieser Zauber eine gefährliche Illusion ist.

Speaker 2:

Das klingt tatsächlich wie diese verlockenden Versprechen, die zu gut sind, um wahr zu sein. Was steckt denn wirklich dahinter?

Speaker 1:

Nun, das System ist komplexer, als es scheint. dahinter Nun, das System ist komplexer, als es scheint. Jeder Euro in unserem Wirtschaftssystem basiert auf Schulden, kredite, die mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Das erzeugt einen permanenten Wachstumszwang.

Speaker 2:

Auch wie ein Schneeballsystem, wo immer neue Gewinne generiert werden müssen, um die alten Schulden zu bezahlen.

Speaker 1:

Genau, und wissen Sie, was Die Weltbank schätzt? dass die globale Verschuldung mittlerweile bei über 300% des weltweiten BIP liegt. Das bedeutet, wir schulden uns dreimal mehr, als wir jährlich produzieren.

Speaker 2:

Oh wow, das ist ja wahnsinnig viel. Aber wo zeigen sich denn die konkreten Verluste in diesem System?

Speaker 1:

Die Verluste verstecken sich oft in den Schatten der Gewinne. Nehmen wir die Textilindustrie Ein T-Shirt für 5 Euro bedeutet irgendwo anders 16 Stunden Arbeitstage für einen Hungerlohn. Studien zeigen, dass die wahren Kosten eines solchen Shirts bei etwa 30 Euro liegen, wenn man alle sozialen und ökologischen Faktoren einrechnet.

Speaker 2:

Das erinnert mich an den Begriff der externalisierten Kosten, also Kosten, die wir einfach auf andere abwälzen.

Speaker 1:

Richtig, und diese Externalisierung hat erschreckende Ausmaße angenommen. Die UN schätzt, dass jährlich Umweltschäden im Wert von über 4,3 Billionen Dollar entstehen, die nirgends in den Bilanzen auftauchen. Aber wenn das System so problematisch ist, warum halten wir dann daran fest? Nun, es ist wie eine kollektive Verdrängung. Psychologen sprechen von optimistischer Verzerrung. Wir sehen nur das, was wir sehen wollen. Interessanterweise zeigen Studien, dass die Mehrheit der Menschen glaubt, sie gehörten zu den Gewinnern des Systems.

Speaker 2:

Das klingt nach einer ziemlich gefährlichen Selbsttäuschung. Was können wir dagegen tun?

Speaker 1:

Der erste Schritt ist die Erkenntnis. Wir müssen verstehen, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem wie ein Pyramidenspiel funktioniert. Es braucht ständig neue Ressourcen, neue Märkte, neue Schuldner. Die Ökonomen vom Club of Rome haben berechnet, dass wir bis 2050 eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs um 90 Prozent brauchen.

Speaker 2:

Das sind ja erschreckende Zahlen. Gibt es denn überhaupt Alternativen?

Speaker 1:

Ja, die gibt es. In der Schweiz experimentieren bereits viele Unternehmen mit der Gemeinwohlökonomie, wo Erfolg nicht nur in Geld, sondern auch in sozialen und ökologischen Werten gemessen wird. Und in Bhutan wird statt des BIP das Bruttonationalglück gemessen.

Speaker 2:

Das klingt nach spannenden Ansätzen, aber wie kommen wir da hin?

Speaker 1:

Es braucht einen fundamentalen Systemwandel. Experten schätzen, dass wir in den nächsten 30 Jahren mehr Veränderungen erleben werden als in den letzten 300. Der Schlüssel liegt darin, Erfolg neu zu definieren Weg von reiner Gewinnmaximierung Hin zu echtem gesellschaftlichem Nutzen.

Speaker 2:

Also müssen wir quasi das gesamte Wirtschaftssystem neu denken.

Speaker 1:

Genau das. Und wissen Sie, was Die Zeit drängt? Klimaforscher geben uns noch etwa zehn Jahre, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden. Das bedeutet, wir müssen jetzt anfangen, anders zu wirtschaften.

Speaker 2:

Das war definitiv eine Menge Stoff zum Nachdenken heute. Ich werde in Zukunft zweimal überlegen, wenn jemand von mühelosem Gewinn spricht.

Speaker 1:

Und genau darum geht es um ein neues Bewusstsein. Denn nur wenn wir die Illusion des verlustfreien Gewinns durchschauen, können wir anfangen, eine wirklich nachhaltige Wirtschaft aufzubauen. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie schnell wir diesen Wandel gestalten.

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