„Money. Upgraded.“

Hans Fugger und das neue Wirtschaftssystem: Wie die freien Städte das Geld zur Macht machten

Eske Bockelmann

Geld ist weit mehr als nur ein Tauschmittel – es ist der Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaftsordnung. Diese faszinierende Erkenntnis entfaltet sich in unserer Reise ins mittelalterliche Augsburg des Jahres 1367, wo wir einen jungen Mann namens Hans Fugger durch die geschäftigen Straßen begleiten.

Die mittelalterliche Stadt präsentiert sich als revolutionärer Raum der Freiheit. Hier können Menschen den Fesseln der Feudalherrschaft entkommen – doch diese neue Freiheit hat ihren Preis. In den Städten gibt es keinen Grundherrn mehr, der für Nahrung und Schutz sorgt. Das Überleben hängt plötzlich vom Markt ab: Wer nichts kaufen kann, hat nichts. Wer nichts verkaufen kann, ist nichts.

Genau in diesem Übergang wurzelt der tatsächliche Aufstieg des Geldes. Hans Fugger erkennt die Mechanismen dieser neuen Ordnung und nutzt sie geschickt. Durch strategische Heiraten, kluge Investitionen und später durch Kreditgeschäfte steigt seine Familie zur reichsten der Welt auf. Sie verkörpert damit perfekt den Wandel: Nicht mehr der Adel oder Landbesitz bestimmen die Macht, sondern die Kontrolle über Geldflüsse.

Unsere Money Profiler Daniel Butscher und Eske Bockelmann zeigen: Geld entstand nicht einfach als praktisches Tauschmittel. Es wurde unverzichtbar in einer Gesellschaft, die sich vom gegenseitigen Versorgen verabschiedet hatte. Eine tiefgreifende Umwälzung, die bis heute nachwirkt und unsere menschlichen Beziehungen fundamental verändert hat.

Taucht mit uns ein in diese faszinierende Geschichte und entdeckt, wie die freien Städte des Mittelalters den Grundstein für unser heutiges Wirtschaftssystem legten. Folgt uns auf dieser Reise und erfahrt in der nächsten Episode, wie die Macht des Geldes unsere zwischenmenschlichen Beziehungen transformiert hat.

Speaker 1:

Maniprofiler 3. Freie Städte Eine Geschichte vom Aufstieg des Geldes. Augsburg 1367. Es riecht nach Handwerk, nach Holz, eisen und feuchten Gassen. Zwischen Marktschreiern und Kesselschmieden drängt sich ein junger Mann durch die Straßen. Sein Name Hans Fugger. Hans Fugger, denn die Welt um ihn herum verändert sich rasant.

Speaker 1:

Die mittelalterliche Stadt wird zum Magnet für all jene, die den Fesseln der Feudalherrschaft entkommen wollen. In Augsburg sind sie frei. Frei von Leibeigenschaft, aber auch frei von Versorgung. Kein Grundherr kümmert sich mehr um Nahrung oder Schutz. Wer hier lebt, muss kaufen oder verkaufen oder untergehen. Und genau deshalb beginnt hier etwas Neues Eine Wirtschaftsform, die auf Geld angewiesen ist. Daniel Butscher und Eske Bockelmann setzen ihre Ermittlungen fort, diesmal auf dem Kopfsteinpflaster der aufstrebenden Handelsstätte. Sie wollen verstehen warum wurde Geld plötzlich unverzichtbar? Warum reichte es nicht mehr, in Gemeinschaft zu leben, zu tauschen, zu teilen?

Speaker 1:

Die Antwort liegt in der Struktur der Städte selbst. In der feudalen Welt bestimmte die Beziehung zum Herrn über Leben und Tod, in der Stadt dagegen bestimmt der Markt. Die Stadt garantiert Schutz, aber verlangt Selbstständigkeit. Und diese neue Freiheit hat ihren Preis. Wer nichts kaufen kann, hat nichts. Wer nichts verkaufen kann, ist nichts. Damit beginnt der Aufstieg des Geldes, nicht als glänzende Münze, sondern als gesellschaftliches Muss. Die Menschen müssen ihre Waren zu Geld machen, um andere Waren kaufen zu können. Geld wird zum zentralen Medium, um überhaupt am Leben teilzuhaben.

Speaker 1:

Hans Fugger erkennt das. Er webt nicht nur Stoffe, er verwebt Beziehungen, kalkül und Kapital. Durch kluge Heiraten, investitionen und später durch Kreditvergabe steigt seine Familie auf Und wird zur reichsten der Welt. Die Fugger sind keine Händler im alten Sinne. Sie sind Architekten eines neuen Systems, in dem Geld nicht nur Mittel, sondern Macht ist.

Speaker 1:

Mit den freien Städten kommt also nicht nur der Handel in Schwung. Es entsteht eine neue Form von Abhängigkeit, keine persönliche wie im Feudalismus, sondern eine anonyme, abstrakte, vom Markt, vom Geld, vom Tausch. Wer nichts hat, was sich verkaufen lässt, bleibt außen vor. Und noch etwas verändert sich Die Münze selbst bekommt eine neue Rolle. Sie ist nicht mehr nur ein Stück Metall mit dem Bild eines Herrschers. Sie wird zum verlässlichen Träger von Wert, zum Symbol für ein funktionierendes, fließendes System des Gebens und Nehmens, ein System, das persönliche Bindung durch abstrakte Zahl ersetzt. Geld ist keine Sache, sagt Eske. Es ist eine gesellschaftliche Struktur, eine Notwendigkeit, wenn man in einer Gesellschaft lebt, in der niemand mehr zuständig ist, außer man selbst. Die Money Profiler ziehen Bilanz Geld ist nicht einfach entstanden, weil es praktisch war. Es wurde notwendig in einer Welt, die sich vom gegenseitigen Versorgen verabschiedet hat. In der nächsten Folge wollen sie tiefer graben. Was passiert mit Beziehungen in so einer Welt? Was bedeutet es für Menschen, wenn sie nicht mehr durch Verpflichtung, sondern durch Zahlung verbunden sind? Die Spur des Geldes führt weiter, und sie wird immer persönlicher.

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