„Money. Upgraded.“

Beziehung: Geldmentalität - Jenseits des Tauschmittels

Eske Bockelmann

In einer Welt, in der Geld angeblich alles regelt, können 40% der Deutschen kaum ihre monatlichen Ausgaben decken. Unser Geldsystem formt nicht nur wirtschaftliche Transaktionen, sondern die grundlegende Struktur unserer sozialen Beziehungen.

• Modernes Geld funktioniert wie ein unsichtbares Netz, das uns alle gleichzeitig verbindet und trennt
• Die Anonymität unseres Wirtschaftssystems führt dazu, dass wir nur für Geld produzieren, nicht um Bedürfnisse zu erfüllen
• Der durchschnittliche Stadtbewohner interagiert täglich mit Produkten von über 1000 Menschen, ohne einen davon zu kennen
• In unserem System sind wir grundsätzlich von allem ausgeschlossen und müssen uns Teilhabe erkaufen
• Das reichste 1% der Weltbevölkerung besitzt mehr als die restlichen 99% zusammen
• Alternative Wirtschaftsmodelle wie lokale Währungen und Zeitbanken funktionieren bereits erfolgreich
• In der Schweiz beteiligen sich über 60.000 Unternehmen an alternativen Währungssystemen
• Jeder kann im Kleinen beginnen, die Geldlogik zu durchbrechen: durch Tauschbörsen, Genossenschaften oder solidarische Landwirtschaft

Unser Geldsystem funktioniert genau so, wie wir es zulassen. Die Frage ist nur, ob wir damit zufrieden sind oder ob wir beginnen, nach Alternativen zu suchen.


Speaker 1:

Stellen Sie sich vor, in einer Welt, in der Geld angeblich alles regelt, können 40% der Deutschen kaum ihre monatlichen Ausgaben decken. Das wirft die Frage auf, ob unser gesamtes Geldsystem wirklich so funktioniert, wie wir denken.

Speaker 2:

Das ist wirklich beunruhigend, wenn man bedenkt, dass wir in einer der reichsten Volkswirtschaften der Welt leben. Wie konnte es dazu kommen?

Speaker 1:

Nun, das führt uns zu einem faszinierenden Aspekt unserer modernen Gesellschaft der Art und Weise, wie Geld nicht nur ein Tauschmittel ist, sondern buchstäblich die Struktur unserer sozialen Beziehungen formt.

Speaker 2:

Das klingt fast wie ein unsichtbares Netz, das uns alle verbindet und gleichzeitig trennt.

Speaker 1:

Genau das ist der springende Punkt. Weißt du, früher, in vormodernen Gesellschaften, basierten wirtschaftliche Beziehungen hauptsächlich auf persönlichen Kontakten und direktem Tausch. Heute sind wir alle Teil eines abstrakten Systems, in dem wir voneinander abhängig sind, ohne uns je zu begegnen.

Speaker 2:

Das erinnert mich an eine Studie, die zeigt, dass der durchschnittliche Stadtbewohner täglich mit Produkten von über 1000 verschiedenen Menschen interagiert, ohne auch nur einen davon zu kennen.

Speaker 1:

Und genau diese Anonymität führt zu einem weiteren interessanten Phänomen Wir produzieren oder leisten nicht mehr, weil wir wissen, dass jemand etwas braucht, sondern ausschließlich, um Geld zu verdienen. Der menschliche Aspekt tritt völlig in den Hintergrund sondern ausschließlich, um Geld zu verdienen.

Speaker 2:

Der menschliche Aspekt tritt völlig in den Hintergrund, So wie bei den großen Tech-Unternehmen, die Algorithmen entwickeln ohne zu wissen, wie sie das Leben der Menschen beeinflussen, exakt.

Speaker 1:

Und das führt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt. In diesem System sind wir alle grundsätzlich erst einmal von allem ausgeschlossen. Man muss sich den Zugang zur Teilhabe regelrecht erkaufen.

Speaker 2:

Das erklärt auch, warum die Vermögensungleichheit in den letzten Jahrzehnten so drastisch zugenommen hat.

Speaker 1:

Richtig. Und wissen Sie, was? Die reichsten 1% der Weltbevölkerung besitzen? mittlerweile mehr als die restlichen 99% zusammen. Das ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge dieses Systems.

Speaker 2:

Das ist wirklich erschreckend, aber welche Alternativen gibt es denn?

Speaker 1:

Nun, es gibt bereits interessante Experimente. In der Schweiz zum Beispiel gibt es Gemeinden, die eigene Währungssysteme entwickelt haben. In Japan entstehen immer mehr Zeitbanken, wo Menschen Dienstleistungen auf Basis von Zeit statt Geld tauschen.

Speaker 2:

Und diese Systeme funktionieren tatsächlich.

Speaker 1:

Erstaunlicherweise ja. In der Schweizer Stadt Vier beteiligen sich über 60.000 Unternehmen an einem alternativen Währungssystem. Das zeigt, dass andere Formen des wirtschaftlichen Austauschs möglich sind.

Speaker 2:

Das macht mir irgendwie Hoffnung. Wenn Menschen dieses System geschaffen haben, können sie es auch verändern.

Speaker 1:

Genau, aber wir müssen realistisch bleiben. Große Veränderungen brauchen Zeit. Was wir jetzt schon tun können, ist, uns dieser Mechanismen bewusst zu werden und im Kleinen nach Alternativen zu suchen.

Speaker 2:

Wie zum Beispiel lokale Tauschbörsen oder Nachbarschaftshilfe.

Speaker 1:

Ja und noch viel mehr. Denken Sie an Genossenschaften, gemeinschaftliche Wohnprojekte oder solidarische Landwirtschaft. All das sind Wege, wie wir beginnen können, die reine Geldlogik zu durchbrechen.

Speaker 2:

Das klingt nach einem vernünftigen ersten Schritt.

Speaker 1:

Und vielleicht ist das auch die zentrale Botschaft Wir sind diesem System nicht hilflos ausgeliefert. Wir können es verstehen, hinterfragen und Schritt für Schritt verändern.

Speaker 2:

Damit schließt sich der Kreis zu unserer Ausgangsfrage, ob unser Geldsystem wirklich so funktioniert, wie wir denken.

Speaker 1:

Und die Antwort ist wohl es funktioniert genau so, wie wir es zulassen. Die Frage ist nur, ob wir damit zufrieden sind oder ob wir beginnen, nach Alternativen zu suchen.

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